D&D-Tip: Persönliche BH-Beratung in Hannover

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Sonntag, 23. Februar 2014

FAQ: Wie vermesse ich meine Brust?

In der Regel werden zur Bestimmung einer BH-Größe  zwei Meßwerte gefordert: einmal soll unter der Brust gemessen werden, indem man das Maßband relativ straff zieht, und dann noch einmal  locker an der umfangreichsten Stelle über der Brust (im BH).

Theoretisch setzt sich also jede BH-Größe aus zwei Faktoren zusammen: der Unterbrustbandweite (also dem Brustkorbumfang) und der Körbchengröße (dem Volumen der Brust). Die Idee dabei ist, daß man die Bandweite direkt 1:1 vom Brustkorbumfang ablesen kann, d.h. 75cm Umfang = 75 UBB, und daß die Körbchengröße sich dann aus der Differenz zwischen (Über-)Brustumfang und Unterbrustumfang ergibt, z.B. 94cm – 75cm = D-Körbchen.

Das ist auch der Grund, weshalb eine Körbchengröße nur in Verbindung mit dem Unterbrustband aussagekräftig ist: eine 65D ist beispielsweise drei Größen kleiner als eine 80D (sowohl im Cup als auch im Unterbrustband!).

Auf dieser Form der “Berechnung” aus zwei Werten basieren die meisten Tabellen und Größenrechner, die man im Netz so findet. Wenn es so einfach wäre, wäre ja alles prima, aber: [Spoiler] so einfach isses halt nicht.

Wenn man genauer hinsieht, dann wird es schon theoretisch schwierig, wenn die Zahlen nicht so glatt sind – welche BH-Größe wäre nun bei 73/95 die richtige? Und welche bei 77/93? Und praktisch blamiert sich diese “Berechnung” meistens völlig. So müßte ich z.B. soetwas wie eine britische 36 (80) FF tragen oder eine europäische 85G. Tatsächlich brauche ich aber eine 32 (70)J!

Im folgenden versuche ich mich an einer Erklärung, warum das so nicht funktioniert. Wem das jetzt zuviel theoretisches Rumgelaber wird >> hier geht's zum Fazit

skizze2



Die Problematik mit dem Messen 'an sich'

Problematik No 0:
Ganz unabhängig vom Messen gibt es kein für alle BHs einheitliches Größensystem, auch wenn Maßtabellen etwas anderes suggerieren. Am konsistentesten hat sich bisher das von den meisten britischen Marken verwendete System erwiesen, d.h. hier fallen BHs verschiedener Marken tatsächlich einigermaßen gleich aus, so daß sie zum Bra Fitting deutlich besser taugen als die sog. "europäischen Marken". Das schon mal vorneweg.

Problematik No 1 ist das Unterbrustband:
Hier stellt sich ziemlich schnell heraus, daß ein 75er Band für einen 75er Brustkorbumfang in der überwältigenden Mehrzahl aller Fälle a) bereits im Ruhezustand zu weit und b) auch noch zusätzlich elastisch ist. Die unterstellte Gleichsetzung von Meßwert und Bandweite funktioniert schon mal nicht.

Problematik No 2 ist der Brustumfang:
Eigentlich liegt es schon auf der Hand, daß aus einem Umfang ein Volumen bestimmen zu wollen irgendwie schwierig sein muß. Ein Mensch ist ja keine geometrische Figur. Nyad hat dazu in der Anfangsphase von drüber & drunter mal einen Beitrag verfaßt, der ganz gut illustriert, wo die Probleme liegen: Warum zwei Maße nicht ausreichen

Man sieht daran schon, daß die Meßergebnisse unterschiedlich zu gewichten sind: die Volumenbestimmung ist deutlich problematischer als das Ermessen des Unterbrustbandes – das eine ist ein theoretisches Problem, das andere eher ein praktisches; d.h. während die Korrelation zwischen Brustumfang und benötigtem Körbchenvolumen und dann noch sehr stark unterschiedlich ausfallenden Cups als Laie schlecht herzustellen ist, kann man bei der Bandwahl relativ leicht mit einbeziehen, daß BHs weiter ausfallen. Dazu muß man keine größeren theoretischen Überlegungen anstellen. Ein Band dehnt sich in der Regel um die 10, 15 Zentimeter, d.h. wenn man herkömmlich 75cm Unterbrustumfang mißt, kann man je nach Brustgröße auf jeden Fall ein 70er oder ein 65er Unterbrustband probieren. (Achtung: das bezieht sich jetzt nicht auf eine Meßung nach BF-Standard aka “so eng wie möglich”)

Zum Vermessenwerden im Fachgeschäft
- ein Qualitätsmerkmal für die Beratung?

Gegen das Ausmessen des Unterbrustumfangs kann man erst mal nicht viel sagen, sofern der Meßwert nicht 1:1 übertragen wird. Allerdings sprechen da auch meine eigenen Erfahrungen gegen die Verwendung eines Maßbandes: Als Brafitterin habe ich das mit dem Unterbrustumfang vermessen ein paarmal versucht, allerdings fand ich es für alle Beteiligten eher unangenehm - man  muß an die Person, die man vermißt, sehr nah herangehen und um sie herumgreifen, wobei sie entweder nur einen BH anhat oder gar keinen. Das empfand ich sehr stark als Eindringen in persönlichen Raum. Gleichzeitig muß man auch darauf achten, daß das Maßband dort entlang läuft wo es soll, plus, man kann gar nicht so dolle anziehen, weil man ja einer völlig fremden Person keine Schmerzen zufügen will. Ergo muß man vom eher locker gemessenen Ergebnis dann noch einige Zentimeter abziehen; zu einem solchen Ergebnis kommt man in der Regel auch über Augenmaß.

Wenn dagegen “live” (also in einem Geschäft) versucht wird, die Körbchengröße mit einem Maßband zu bestimmen, deutet das nicht unbedingt auf besonderes Know How hin. (Euphemismus) Gerade bei kleinen oder großen  Brüsten ist das Volumen oft nicht ‘ermeßbar’.

Als Frau ohne (theoretischen) Brafitting-Hintergrund ist das natürlich erst mal nicht bekannt. Ganz im Gegenteil gilt das Vermessenwerden quasi als “Non Plus Ultra” des BH-Anpassens und deswegen wird man als Live-Fitterin auch ganz oft von Frauen gefragt, ob man sie vermessen könne – den Zahlen wird dabei eine geradezu magische Qualität zugesprochen, was angesichts des undurchschaubaren, ja willkürlichen Wirrwarrs von Größen auch irgendwie verständlich ist. Das Dumme ist nur, daß sich zwischen Werten und Größe kein zwingender Zusammenhang herstellen läßt; die Wahrscheinlichkeit daß die Größe eines passenden BHs einen besseren Anhaltspunkt gibt, ist deutlich höher als daß man aus Meßwerten die richtige Größe eskamotiert, ableitet.

Es ist selbstverständlich nicht völlig unmöglich – die Frage ist nur, warum man in einem BH-Geschäft das Pferd so dermaßen von hinten aufzäumen sollte: wenn es ein einigermaßen ordentliches Sortiment gibt, kann man die richtige Größe doch viel leichter durch Ausprobieren finden. Es ist ja so, daß man beim Bra Fitting mit Konfektionsgrößen arbeitet und nicht - wie die deutsche Übersetzung BH-Anpassung suggeriert - maßanfertigt. (Ich denke, daher kommt die Idee bzw. das Mißverständnis mit dem Vermessen hauptsächlich).

Interpretation der Meßwerte und Online-Beratung

Hat man kein Fachgeschäft vor Ort und ist auf eine Beratung und eine Bestellung im Internet angewiesen, sieht die Sache natürlich gleich ganz anders aus. Die Brafitterinnen bei den Busenfreundinnen haben deswegen über die Jahre ein System ausgeklügelt, das Erfahrungen unterschiedlicher Größenbereiche mitberücksichtigt und daher ganz passable Ausgangsgrößen ergibt. 

Diese Ausgangsgröße ist dabei allerdings auch nur eine Schätzung, die sich meist aufs britische Größensystem bezieht (das einzige einigermaßen einheitliche, das uns bekannt ist, siehe Bemerkung oben und vgl. auch Lost in Translation) – ein Startpunkt von dem aus man sich zur richtigen Passform (optimale Kombination aus Größe und BH-Schnitt) vortasten kann.

Also auch bei den Busenfreundinnen wird nicht mit der Kristallkugel die einzig wahre Größe prophezeit sondern nur das gemacht, was eine Offline-Brafitterin auch tut: eine mehr oder weniger akurate Einschätzung abgeben, von der aus man dann per Trial & Error die eigentliche Suche beginnt.

Vielleicht ist es einleuchtender, mal wieder einen Schuhvergleich zu ziehen (ich liebe Schuhvergleiche!): man könnte alle Füße nach spezifischen Eigenschaften aufschlüsseln, bevor man sich ans Schuhe kaufen macht (und wer sog. “Problemfüße” hat, der*die muß das in der Regel auch tun): wie lang sind die Füße im Verhältnis zur Breite, wie hoch ist der Spann, wie dick die Fessel, wie sind die Zehen angeordnet etc. pp. Statt dessen geht man normalerweise in einen Laden (oder ist mutig und bestellt im Netz) und probiert. Mehr oder weniger unermüdlich in den üblichen Schuhgrößen (bspw. zwischen 40.5 und 39.5) bis man etwas gefunden hat, das paßt. Mit guter Beratung geht es evtl. schneller, aber ums Probieren kommt man nicht herum.

Dazu sagen müßte man vielleich auch noch, daß zur theoretischen Problematik der Interpretation der Werte auch noch ganz banal dazu kommt, daß es keine objektiven Standards für Meßwerte gibt. Als ich relativ frisch bei den Busenfreundinnen gelandet war, hab ich mich natürlich auch vermessen - und dann ein paar Wochen später Aqua (die Gründerin und Administratorin) persönlich getroffen und die hat meine Werte, vor allem die Unterbrustwerte, noch mal ganz ordentlich korrigiert. > D.h. Meßtechniken sind auch erst mal sehr individuell. Gerade wenn man selber mißt, ist es schwierig auf alles gleichzeitig zu achten: leere Lungen, volle Lungen, daß das Maßband gerade verläuft, an welcher Stelle man es ansetzt etc. 

Also, lange Rede, kurzer Sinn: Fazit

★ Wenn man die Möglichkeit hat, sich durch mehrere Größen durchzuprobieren ist das dem Messen immer und unbedingt vorzuziehen!

★ Wenn man bereits einen halbwegs passenden BH hat, ist es sinniger, sich durch eine Checkliste zu hangeln, um festzustellen wo die Probleme liegen (z.B. hier auf dem Blog: Woran erkenne ich ob ein BH paßt?  oder bei Lace.de)

★ Leider sind viele Marken scheinbar nicht in der Lage, Größen zu produzieren die mit denen anderer Marken vergleichbar sind. D.h. es kann gut sein, daß man je nach Marke völlig unterschiedliche Größen braucht.

★ Wenn man zur Inspiration, zum Vergleich oder aus Neugier eine Einschätzung haben möchte, die auf Meßwerten beruht kann man sich nach der Anleitung der Busenfreundinnen vermessen und
1. die bereits erfolgten Beratungen durchsuchen (Hier wird erklärt wie das geht: Alternative zur Erstellung eines Erstberatungsthreads)
2. einen Erstberatungsthread erstellen (Bitte nicht einfach aus Spaß, sondern nur wenn man’s ernst meint)
oder 3. die Daten in die SizeEmApp einfüttern. (Ein recht fortgeschrittener BH-Größenrechner von Ana und Vee, zwei BraFitting-Geeks aus Kroatien, wenn ich das richtig verstanden habe. Ach ja... die internationale "Boobosphere" ist schon toll.)

So, ich hoffe, mein Geschreibsel war einigermaßen überschaubar und mein Punkt ist einigermaßen rübergekommen: Don't trust the Tape Measure!

Bra Fitting ist trotzdem kein Buch mit sieben Siegeln. Man kann es auch einfach umdrehen und feststellen, daß es viel einfacher ist, sich mit einem Passformleitfaden durchzuprobieren.


Wie steht ihr zum Messen? Seid ihr skeptisch oder eher Anhängerinnen der Zahlen? 

Hey, ich bin george und schlecht darin, mich kurz zu fassen. Ich tummle mich mit multiplen Persönlichkeiten im Netz, einige kennen mich vielleicht unter meinem Terry Pratchett-Pseudonym. Zu meinen Hobbies gehört Nörgeln, Kaffeetrinken und Prokrastinieren. Mehr Persönliches gibt es im Jahresrückblick 2013 und auf meiner Vorstellungsseite. [x]

4 comments

27. Februar 2014 um 10:19

Ist ja ein megalanger Post geworden. Aber Du hast natürlich eine ganze Reihe von Problemen angesprochen. Ich glaube ehrlich nicht, dass das Messen so eine gigantische Bedeutung hat, weil letztlich ist ja ausschlaggebend, wie das persönliche Tragegefühl ist. Viel wichtiger ist die Anprobe und der Passformcheck. Aber mit einer Messung bekommt man erst mal einen Anhaltspunkt, in welchem Größenbereich man liegen könnte. Und das ist natürlich wichtig, wenn man völlig ohne Plan ist. Wenn ich schon daran denke, wie unterschiedlich von Modell zu Modell die Bügel ausfallen, Länge, Breite, Krümmung, Festigkeit und die haben ja ganz wesentliche Auswirkungen auf die Passform und auf das Tragegefühl, dann staune ich immer wieder, mit welcher Sicherheit sogenannte Fittingtabellen überall kursieren. Dazu kommt das Material, der Anteil von Elasthan in BHs, die ich bisher getestet habe, schwankt zwischen 2 und 18 %, dabei ist noch nicht klar, ob das für alle Teile gilt oder ob z. B. Träger, UBB und Rest den gleichen Anteil enthalten. Das ist aber entscheidend für die Trageeigenschaften und auch für die Haltbarkeit (Labberigkeit). Wahrscheinlich ist es wirklich am Besten, die Maße zu nehmen, dann ein Größenspektrum raussuchen und sich mit einem Haufen BHs an die passenden und gefallenden Teile ranzutasten. Dann kann man, hoffentlich, wenn der Hersteller keine allzu großen Änderungen vornimmt, eine Weile beim jeweiligen Modell bleiben. Nebenbei kann man ja (mit der Kenntnis, was wirklich passt) weitertesten und so die Lösungsmenge schrittweise vergrößern. *Ui, jetzt hab ich ja ähnlich viel geschrieben.* Also Fazit, den Zahlen wird meiner Meinung nach viel zu viel Bedeutung zugeschrieben, wahrscheinlich weil wir meinen, mit Zahlen kann man alles genau quantifizieren.

Anonym
6. März 2014 um 11:40

Jaaa, du triffst es auf den Punkt. Ich erlebe es auch ganz oft, dass Frauen mich entgeistert anschauen, wenn ich sagee, dass ich nicht (mehr) messe. Ich erkläre dann immer, dass es wirklich sehr individuell ist, welche UBB-Weite man als angenehm empfindet. Gerade bei älteren Frauen oder bei Frauen mit viel Muskelgewebe am Rücken kann das schon mal sehr von den reinen Messwerten abweichen, weil der BH im Sitzen dann unangenehm drückt, sofern man vom engen Messwert ausgehend etwas empfiehlt. Ich hatte auch schon Kundinnen, die den Maßen nach ein 75er UBB hätten tragen können, sich aber mit einem 90er viel wohler fühlten. Dann muss man eben schauen, dass bei großen Brüsten genug Halt aus dem Cup kommt.
Eng mit der Maßproblematik hängt meiner Meinung nach die Vorstellung zusammen, dass frau nur eine BH-Größe braucht und bisher nicht die richtige gefunden hat. Ich meine - bei allen anderen Kleidungsstücken ist es ja nicht anders! Ich habe Schuhe in 3 verschiedenen Größe im Schrank, ebenso ist es bei meinen Jeans oder Strickjacken. Ich glaube, das kommt einfach daher, weil hier in Deutschland viele denken, dass der Unterschied zwischen beispielsweise 75B und 75C wahnsinnig groß ist.

17. März 2014 um 15:28

@BraBerliner Ja, ich konnte mal wieder nicht an mich halten. Ich schreibe beim Bloggen immer einfach drauf los, was ja den Spaß ausmacht - ob es dann hinterher besonders gut lesbar ist, ist wieder eine andere Frage. Wär smarter gewesen, den Post einfach zu dritteln oder so. Naja.
Aber das Thema verleitet auch zum wild Rumassoziieren. ;-)

Mit den unterschiedlichen Elasthananteilen hast du auf jeden Fall einen wichtigen Punkt aufgemacht!

Ich verstehe schon, daß das mit dem Messen erst mal als eine gute Methode erscheint, autonom die eigene Größe festzustellen - im Laden funktioniert das ja in der Regel auch nicht besser; im Gegenteil, häufig wird einem da noch was total Teures, Unpassendes aufgeschwatzt. Mit etwas Glück vielleicht noch samt beleidigendem Subtext.

Man muß halt aufpassen, daß die Messwerte kein Eigenleben erlangen, so als seien sie das, was eigentlich zählt.

Ach, es ist schon eine ambivalente Geschichte...

17. März 2014 um 15:31

@Anne-Luise Ja, gerade beim Livefitting mit guter Modell- und Größenauswahl macht das Messen wirklich gar keinen Sinn. Trotzdem gilt gerade da das Messen als Nonplusultra. Ich glaube echt, das ist so eine Idee die über die Assoziation mit Maßschneiderei zustande kommt.

Daß Frauen UBBs zu eng finden ist mir auch schon häufiger passiert - allerdings bedenken die wenigsten mit, daß sich der BH ja auch noch dehnt. Z.B. ganz einfach schon durch Körperwärme. Deswegen bin ich auch so eine große Verlängerer-Freundin.

Nichtsdestotrotz: man kann in andere auch nicht reingucken bzw. sich reinfühlen.

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